Das gibt es nur in Köln: Wo sonst halten die Züge vor den Pforten einer riesigen gotischen Kathedrale? Direkt am Rhein zwischen Dom und Musical Dome liegt der Kölner Hauptbahnhof.
Touristen müssen nicht mal aus dem Zug aussteigen, um das Wahrzeichen der Stadt - den Kölner Dom - aus nächster Nähe zu bewundern. Und das ist nur eine Besonderheit des Kölner Hauptbahnhofes, dem Drehkreuz des Westens. Täglich durchströmen ihn rund 1300 Züge auf elf Gleisen und bis zu 280.000 Reisende! Das sind im Jahr weit mehr Menschen, als in Deutschland leben. Und wenn die Bahn mal Verspätung hat, können sich Besucher in mehr als 60 Geschäften im Bahnhof die Zeit vertreiben. Immer wieder laden auch Ausstellungen zum Verweilen ein.
Manch einem fällt dabei mit Blick nach oben die außergewöhnliche und weltweit größte Stahl-Glas-Konstruktion in der Bahnsteighalle auf - eine seltene Ingenieursleistung aus dem 19. Jahrhundert.
Eine bewegte Geschichte
Aber trotz großartiger Architektur - die prominente Lage des Kölner Hauptbahnhofes hatte im Laufe der Geschichte viele Skeptiker. Oft wurde der Bahnhof umgebaut und mehrfach sollte er sogar komplett verlegt werden. Als 1857 der damals vergleichsweise kleine Vorgängerbahnhof mit dem sperrigen Namen „Centralpersonenbahnhof" gebaut wurde, empfanden ihn viele als städtebaulichen Unfug: Er zerschneide brutal die Altstadt. Ein weiterer, höchst aktueller Kritikpunkt: Durch die beengte Lage in der Innenstadt gibt es kaum Platz für bauliche Erweiterungen, dabei wird das Verkehrsaufkommen von Jahr zu Jahr größer. Trotzdem wurde er vor fast 130 Jahren an gleicher Stelle zum großen Hauptbahnhof umgebaut.
Es gibt noch ein weiteres Problem: Die vielen durchfahrenden Züge verursachen deutlich spürbare Erschütterungen in der Umgebung, messbar etwa im Kölner Dom. Mit dem "Kölner Ei", einem Schienendämpfer mit Kölner Patent, versucht man architektonischen Schäden entgegenzuwirken.
Der Kölner Hauptbahnhof in Bildern
Fotostrecke: Der Hauptbahnhof
Doch der Kölner Hauptbahnhof trotzt allen Kritikern und steht heute da wo er immer stand. Ein 255 Meter langes Ungetüm - über hundert Meter länger als der Kölner Dom. Zur Jahrtausendwende wurde der Bahnhof zeitgemäß modernisiert und ist heute ein wichtiger Knotenpunkt in NRW und des europaweiten Schienenverkehrs.
Geheimnisvolle Unterwelt
Ein Geheimnis hält der Kölner Hauptbahnhof gut versteckt: Seine Fundamente haben sich tief eingegraben in die Kölner Unterwelt. Unter den Gleisen erstreckt sich eine eigene, für die Öffentlichkeit unzugängliche Welt kilometerlanger Gänge und verschlungener Versorgungswege für die Läden. (Foto: Imago/Winfried Rothermel, Text: Mareike Thuilot)
Der Kölner Hauptbahnhof im Stadtplan