Die Geschäftsführung der Stadtwerke Köln GmbH hat die wieder sehr guten Geschäftszahlen für das Jahr 2024 vorgelegt und unter dem Motto „Da sein für Köln. Transformation und Finanzbedarf“ die Pläne des Konzerns für die nächsten zehn Jahre erläutert. Die Botschaft: Die Zeit der großen Millionen-Überschüsse könnte wegen enormer nötiger Investitionen schon bald vorbei sein.
Von Tobias Gonscherowski
Der Gesamtumsatz des Stadtwerke Köln Verbundes im Jahr 2024 betrug 9,2 Mrd. Euro. 15.537 Menschen arbeiten für das Unternehmen, das Investitionen in Höhe von 715 Mio. Euro tätigte. Der Jahresüberschuss 2024 betrug 77,8 Mio. Euro. So weit, so gut.
Viele Investitionen
Doch nun stehen bis zum Jahr 2035 Investitionen in allen Bereichen in Höhe von knapp 10 Mrd. Euro bevor. Davon entfallen 4 Mrd. auf die Energie- und Wärmewende, darunter 280 Mio. Euro in Europas größte Flusswasser-Wärmepumpe, 880 Mio. Euro in den Ausbau der Stromnetze sowie 470 Mio. Euro für den Ausbau der Fernwärme in Köln. Ebenfalls 4 Mrd. werden in die KVB investiert für Wachstum und Erneuerung der Stadtbahnfahrzeuge (1,4 Mrd.), Wachstumsmaßnahmen (1,4 Mrd.), die Umrüstung auf E-Mobilität (0,5 Mrd.) sowie ins Operative Geschäft (0,7 Mrd.).
Köln muss diese Investitionen tätigen, da in den letzten Jahren wie im gesamten Bundesgebiet die notwendigen Maßnahmen in die Infrastruktur immer wieder aufgeschoben wurden. Erschwerend hinzu kommt, dass die exogenen Rahmenbedingungen aktuell schlecht sind, wie Andreas Feicht, der Vorstandsvorsitzende der Stadtwerke Köln, betont und die Gründe auflistet.
Enorme Herausforderungen
„Fachkräftemangel, Tarifsteigerungen, die für 2035 anvisierte Klimaneutralität, CO2-Preis, Daseinsvorsorge, Ausschüttung an die Stadt Köln, die belasteten Kommunen, der hohe Investitionsbedarf und das alles in einer strukturellen Konjunkturkrise – die Herausforderungen sind enorm“, sagt Andreas Feicht.
Während die meisten Geschäftsbereiche der Stadtwerke Köln Gewinn abwerfen, sind die KVB und die Bäder traditionell Verlustgeschäfte, die mit den Gewinnen der anderen Geschäftsfelder ausgeglichen werden. Nicht nur das, bislang blieb in jedem Jahr ein stattlicher Gewinn im Gesamtergebnis übrig, der in die Stadtkasse floss. In den nächsten beiden Jahren wird das auch so bleiben.
Gefahr der Verluste
Doch schon ab den Jahren 2027 oder 2028 dürfte der Gesamtkonzern wegen der genannten Investitionen in die Verlustzone rutschen. Die Stadtwerke haben bereits im Vorjahr vor diesem Szenario gewarnt und die Stadt informiert. „Wir haben 2023 einen dringenden Handlungsbedarf bei der Finanzierung der Investitionen identifiziert und den Prozess zu einem Ergebnissicherungskonzept angestoßen“, berichtet Andreas Feicht.
Die Erkenntnisse aus dem Ergebnissicherungskonzept sind, dass eine langfristige Bonitätssicherung des Stadtwerke Köln Konzerns nur zu halten ist, wenn interne Synergiepotenziale genutzt und Einsparungen erzielt werden (100 Mio. Euro), Verluste der KVB begrenzt werden (160 Mio. Euro), das Eigenkapital des Konzerns gestärkt wird und das Ergebnissicherungskonzept unter enger Einbindung städtischer Beteiligter fortgeführt wird. Das Ziel ist die Berücksichtigung zentraler Weichenstellungen im städtischen Haushalt.
„Die Politik muss nun priorisieren“, erwartet der Vorstandsvorsitzende. Dazu seien auch gesetzgeberische Maßnahmen etwa im Fall des Deutschlandtickets erforderlich. „Es besteht weiterhin große Unsicherheit bezüglich der nachhaltigen Finanzierung des Deutschlandtickets“, sagt Stefanie Haaks, die KVB-Geschäftsführerin. „Die Kosten dürfen nicht bei den Kommunen bleiben. Normalerweise gilt doch der Grundsatz: Der Kunde, der bestellt, muss auch zahlen.“ Wenn die Politik das Deutschlandticket erhalten möchte, müsse sie auch die Finanzierung übernehmen. Der Rat der Stadt Köln und die Bundes- und Landesregierung müssen nun die Entscheidungen treffen.