Mitten auf dem Heumarkt stehen Wohnhäuser und eine Post. Quatsch! Und stimmt doch – jedenfalls war das vor gut 200 Jahren so. Wie Köln damals aussah, zeigt anhand von Stadtplänen und Fotos die Ausstellung „M’r welle en neue Stadt baue“ im Stadtarchiv. Ein spannender Rückblick in eine Zeit, in der sich das Stadtbild rasant veränderte. Eine Entwicklung, die bis heute anhält.
Zu verdanken hat man diesen Rückblick Franz Keuter, Kölner Buchhändler, Antiquar und Heimatdichter, geboren 1810 in Köln. Mitte des Jahrhunderts machte er sich daran, die Bebauung der Kölner Straßen aufzuzeichnen. Kernstücke dieser Arbeit ist die Nord-Südachse vom Eigelstein zur Severinstorburg, von West nach Ost folgte er der Ehrenstraße vom damals noch existierenden Stadttor an den heutigen Hohenzollernring zum Rhein, dazu noch zahlreiche Nebenstraßen. Für die Ausstellungen wurden die alten Pläne in Pop-up-Bilder verwandelt.
Eine Zeit tiefreichender Veränderungen
Fotos aus dieser Zeit ergänzen diesen Blick zurück. Sie zeigen enge Gassen und dunkle Hinterhöfe, wie heute breite Straßen zum Bummeln einladen. Es war eine Zeit tiefreichender Veränderungen. Nach Abzug der Franzosen kamen die Preußen nach Köln. Die Bevölkerung nahm zu, es mussten Wohnungen gebaut werden, innerhalb der Stadtmauern verschwanden die großen Weinberge und Ackerflächen.
Die Industrialisierung begann, die Eisenbahn kam, es gab Strom, der Dom wurde vollendet, die Stadtmauern wurden abgerissen, nach Gründung des Deutschen Reiches mussten zahlreiche mittelalterliche Häuser neuen, reichverzierten Bürgerhäusern weichen. Auf großen historischen Stadtplänen können Besucher das Wachstum Kölns durch Eingemeindungen bis in die jüngste Vergangenheit verfolgen und sehen, wie sich die Stadt verwandelt hat.
Mit der VR-Brille durch das Alte Köln
Clou dieses Blicks in Kölns Vergangenheit ist die Reise mit einer Virtuellen-Reality-Brille durch die Straßen, die Franz Keuter gezeichnet hat. Da gibt es manch Verlorenes zu entdecken – zum Beispiel das Postamt auf dem Heumarkt. Für diese Reise ist vorerst allerdings eine Anmeldung erforderlich. (JS)
„M’r welle en neue Stadt baue“ – bis 10. März 2024. Historisches Archiv mit Rheinischem Bildarchiv, Eifelwall 5, 50674 Köln. Tel. 0221 / 221-22 327, www.historischesarchiv@stadt-koeln.de.
Öffnungszeiten der Ausstellung: Di-So 9-16.30 Uhr, Mi 9-19.30 Uhr. Eintritt frei