Die Decksteiner Mühle in Lindenthal ist ein über Köln hinaus bekanntes Traditionslokal. Die Renovierung ist beinahe fertig, bald schon sollen Restaurant, Biergarten und Outdoor-Lounge unter neuer Leitung geöffnet sein. Die Küche reicht von Wurstsalat über Chateaubriand bis Bouillabaisse und von Kölsch bis zu 300 Weinen.
Von Tobias Gonscherowski
Pleitewelle, Schließungen, Soforthilfen, Clubsterben, Dauerlockdown - die Stichworte, die man in den vergangenen zwölf Monaten im Zusammenhang mit der Gastronomie hört, sind wenig ermutigend. Trotzdem muss es auch in der Gastronomie weitergehen, sagt sich das Team um die beiden bekannten Kölner Gastronomen Torsten Schliesing und Mario Becker (im Foto v.l.n.r.). Mitten im Lockdown haben sie die Decksteiner Mühle in Lindenthal übernommen, um dort in Zukunft das „Schliesings in der Decksteiner Mühle“ zu betreiben.
Seit Anfang 2021 wird eifrig gebohrt, gehämmert und gebaut, denn nach dem Auszug des Vorpächters Ende 2019 war der Laden komplett leergeräumt. Die Fortschritte innen wie außen sind enorm, die Pläne der beiden Gastronomen ambitioniert. Gespart wird nicht. Auch mit finanzieller Hilfe der Radeberger Brauerei haben Schliesing und Becker viel Geld in die Hand genommen, um die Decksteiner Mühle wieder zu altem Glanz zu verhelfen. Denn der Betrieb blickt zurück auf eine gastronomische Tradition von rund 100 Jahren. Viele historische Bilder im Restaurantbereich und dem großen Saal im ersten Stock zeugen davon.
Auf den vergilbten Fotografien ist zu erkennen, dass die Decksteiner Mühle einst ein Ballhaus mit riesigem Biergarten war. In unmittelbarer Nachbarschaft befanden sich ein Vergnügungspark mit Aussichtsturm und ein Teich für eine schöne Bootspartie. In den zwanziger und dreißiger Jahren tobten sich bis zu 400 Menschen auf der Tanzfläche aus. Junge Mädchen - so wird erzählt - tanzten mit Soldaten, die in den benachbarten Forts stationiert waren. Ganz so flott wird es 100 Jahre später nicht mehr zugehen. Den Vergnügenspark und Teich gibt es schon lange nicht mehr. Aber die Decksteiner Mühle hat überlebt.
Biergarten mit 250 Plätzen
Nach und nach nehmen die Umbauarbeiten Konturen an. Selbst ein neues funktionsfähiges Mühlenrad wurde bereits installiert. Das gastronomische Konzept von Schiesing und Becker sieht eine Teilung in mehrere Bereiche mit unterschiedlichen Angeboten an Speisen und Getränken vor. Im zu großen Teilen überdachten Biergarten mit 250 Plätzen wird es eine "moderne Biergartenküche" geben.
Die Gäste können aus Vorspeisen wie dem Original Schweizer Wurstsalat mit Bauernbrot (10 Euro) und Hauptgerichten wie "Scheiben vom rosa gebratenem Roastbeef mit Sauce Tatar und Bratkartoffeln" (18 Euro)wählen. Dazu gibt es Angebote wie die "Brotzeit: Sauerteigbrot, Ciabatta & Zimmermann's Schwarzbrot mit gesalzener Carmaguebutter, Parmaschinken, Wildschweinsalami und Grana Padano" (14 Euro), Sommersalat oder Desserts wie Apfelpfannekuchen mit Zimt.
Landhausküche im Restaurant
Im Restaurant und der Outdoor-Lounge setzen die Gastronomen auf eine "klassische Landhausküche mit französischer Inspiration unter Verwendung ausschließlich hochwertigster Produkte ", wie sie Schiesing beschreibt. Auf der Karte finden sich sechs Vorspeisen, sechs Hauptgerichte und zwei Desserts. Erwähnenswert sind u.a. der "Heilbutt unter Pistazienkruste mit Rhababer-Ruccolagemüse (19 Euro), die "Bouillabaisse à Marsellaise" (33 Euro) oder das "Chateaubriand - doppeltes Rinderfilet" mit gegrilltem grünen Spargel und Spaghettini in Limettenrahm für zwei Personen für 43 Euro pro Person.
Das Konzept soll alle ansprechen. "So können sich unsere Gäste ganz gezielt entscheiden, ob es bei ihrem Besuch eher um den Genuss bodenständiger Lieblingsgerichte oder feingliedriger, aromenreicher Kreationen geht. Quasi Wurstsalat und Kölsch oder Chateaubriand und Bordeaux – bei uns geht beides", freut sich Schliesing. Alle Preise sind übrigens vorläufig und können sich in der endgültigen Speisekarte noch geringfügig ändern.
300 Positionen auf der Weinkarte
Schliesing dürfte sich unter vor allem vielen weinaffinen Kölnern einen Namen gemacht haben durch seine lange Tätigkeit als Sommelier im "Vintage" und durch seine darauffolgende Zeit als Sommelier und Restaurantleiter im "Joseph's" im Rheinauhafen. Die Weinkarte umfasst 300 Positionen hochwertiger Weine aus allen Erdteilen: aus Deutschland, Frankreich, Österreich, Spanien, talien, Südafrika, Kalifornien, Australien. Die meisten Weine werden auch offen angeboten, Gäste können angebrochene Flaschen mit nach Hause nehmen.
Auf der Getränkekarte haben Biertrinker die Auswahl zwischen Peters Kölsch (das 0,3-l-Glas für 3,10 Euro), Jever und Bübler-Bieren sowie Softdrinks und Kaffee. Cocktails werden nicht offeriert.
Schliesings Mitstreiter Becker hatte sich in den vergangenen zehn Jahren im Event- und Barbereich dem Nachtleben u.a. im "Ruhrpott" oder "Die Mumu" verschrieben und freut sich nun auf die neue Herausforderung - insbesondere auch darauf, sich nicht mehr die Nächte um die Ohren schlagen zu müssen. Beide ergänzen sich in optimal.
Wann genau der Betrieb beginnt, steht corona-bedingt noch nicht fest. Im Mai allerdings könnte es losgehen. Im Sommer soll es keinen Ruhetag geben, im Winter schon. Die voraussichtlichen Öffnungszeiten: Restaurant täglich ab 17:30 Uhr; Biergarten von Montag bis Samstag ab 14 Uhr und Sonntag ab 12 Uhr; Outdoor-Lounge von Montag bis Samstag ab 16 Uhr und Sonntag ab 14 Uhr. Die Decksteiner Mühle, Gleueler Straße 371, ist mit der Buslinie 146 oder der Straßenbahnlinie 9 gut erreichbar. (Foto: Tobias Gonscherowski)