Was für ein emotionaler Abend. Der Köln-Talk "Loss mer schwade" steht seit mehr als fünf Jahren für gute Laune, speziell im Kölschen Fasteleer. Doch am Donnerstagabend flossen in der Runde bei Moderator Markus Krücken diesmal Tränen.
Denn Sportreporter-Legende Werner Hansch ("ran"), der mit Ballermann-Star Ikke Hüftgold ins Wirtshaus am Markt in Pulheim gekommen war, konnte seine Emotionen nicht verbergen, als er über seine Spielsucht sprach, die er nun in einem Buch ("Einmal Hölle und zurück") aufgearbeitet hat. "Ich habe alles verloren, sogar meinen Verstand. Irgendwann war mein Wille weg und das Geld sowieso", sagte er, als er beschrieb, wie er die Mauer der Scham bei seiner öffentlichen Beichte im TV bei Promi Big Brother 2020 durchbrochen hatte. Und die Tränen flossen.
Hansch klärt heuté über Spielsucht auf
Hansch, einstige Kommentatoren-Legende bei Sat1 und dem WDR, engagiert sich heute als Aufklärer. Er spricht zu jungen Menschen und will über das Thema Spielsucht aufklären. Im Saal am Donnerstagabend bei Gastgeber Harald Müller im historischen Gasthaus in Pulheim wurde es mucksmäuschenstill, als der 83-Jährige seine Abgründe schilderte und das heutige Fußball-Business anprangerte. Bekanntlich warben und werben Prominente wie Oliver Kahn, Lukas Podolski, Stefan Effenberg oder Lothar Matthäus mit ihren Gesichtern für Wettanbieter, sogar der Liga-Verband selbst hat Kooperationspartner aus der Branche.
Warnschuss nicht gehört
Hansch führte aus, wohin die Spielsucht einen Menschen treiben kann und erzählte auch, wie er sich von Spitzenpolitiker Wolfgang Bosbach unter einem Vorwand Geld lieh, um seiner Sucht weiter fröhnen und sein jahrelanges Doppelleben aufrecht erhalten zu können. "Irgendwann hat mir Bosbach ein Ultimatum gestellt. Die Hälfte hatte ich ihm zu dem Zeitpunkt schon zurückgezahlt. Ich habe ihm dann mein Wort für die restlichen 2500 Euro gegeben, ohne zu wissen, ob ich es überhaupt halten kann“, erzählt Hansch, „Er hat dann gedroht, alles öffentlich zu machen und mich im Dezember 2019 wegen Betrugs angezeigt. Auch dieser große Warnschuss hat damals dann aber noch nicht dazu geführt, dass ich aufgehört habe zu spielen.“
Bis heute haben beide sich nicht ausgesprochen. Dafür steht Hansch sein Freund Ikke Hüftgold treu zur Seite. Der Mallorca-Sänger verwies auch auf das Beispiel des verstorbenen Sängers Willi Herren, der ebenfalls an seinen Süchten kaputtgegangen sei und lobte die Offenheit von Hansch, der glatt in den Saal fragte, wer noch ein Suchtproblem habe.
"Ein Gänsehaut-Abend, der für viel Aufsehen gesorgt hat", so Moderator Krücken, "es zeugt von Mut und menschlicher Größe, zu seinen Fehlern zu stehen und Werner Hansch bereut aufrichtig was er anderen auch durch seine Sucht angetan hat." Den nächsten "Loss mer schwade"-Talk wird es am 16.9. geben, wenn es beim Format em Hähnche wieder um den FC mit Experte Friedhelm Funkel und Ex-Nationalspieler Patrick Helmes geht. Und ab Oktober geht es dann wieder Richtung Karneval. (Red, Bopp)