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111 Orte

Grinköpfe in der Altstadt: von Schandmasken und Flaschenzügen

Steinerne Grimassen mit Zentimeter langen Stoßzähnen zieren zahlreiche Hauswände in der Kölner Altstadt. Über den Ursprung der angeblichen Schandmasken kursieren verschiedene Legenden - tatsächlich verbirgt sich hinter den Grinköpfen aber etwas ganz anderes.

Wer durch die Kölner Altstadt schlendert, wird sich früher oder später über sie wundern: steinerne Fratzen mit zerfurchter Stirn und gruseligem Gesichtsausdruck, die an Hauswänden prangen. Augen fehlen ihnen ebenso wie die Unterkiefer, stattdessen wachsen bis zu zwölf Zentimeter lange, walrossartige Hauer aus diesen Gesichtern. Die Rede ist von den sogenannten Grinköpfen, zuweilen auch als Annoköpfe bezeichnet.

Erzbischof Anno, so besagt die gängigste Grinkopflegende, habe einst einer einsamen alten Witwe aus der Patsche geholfen. Diese hatte einem Kaufmann einen Haufen Geld vorgestreckt, an das er sich später nicht mehr erinnern wollte. Die Schöffen, an die sich die Frau hilfesuchend wandte, bestach er mit einem Teil jenes Salärs. Anno jedoch deckte den Schwindel auf. Die Schuldigen wurden geblendet und an ihren Häusern jene Fratzenmasken angebracht.

Erzbischof Anno: Held oder Gewalttäter?


Dieser Artikel ist ein Auszug aus dem Buch "111 Kölner Orte, die man gesehen haben muss" von Bernd Imgrund und Britta Schmitz (Fotos).
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Version 2 baut hingegen auf Annos berühmter Verfehlung von 1074 auf. Damals hatte der Erzbischof ein Kaufmannsschiff beschlagnahmen lassen, um darauf seinen Freund, den Mainzer Erzbischof Siegfried, heimreisen zu lassen. Ein Aufstand brach los, Anno musste aus der Stadt fliehen, kehrte jedoch bald danach mit schweren Truppenverbänden zurück. Schnell hatte er die Macht zurückerobert, sodass die Geschichte endet wie Version 1: mit der Blendung der Rädelsführer und der Schandmaskierung ihrer Häuser.

Die Wahrheit hingegen liegt in diesem Fall nicht in der Mitte, sondern ganz woanders. Wer genau hinschaut, wird bemerken, dass die Hauer nach unten hin wie ein V spitz zulaufen. Zwischen die Zähne steckte man eine Stange, die vom Boden bis in ein unter der Maske befindliches Wandloch reichte. Mithilfe eines Seiles ließ sich sodann ein simpler Flaschenzug basteln, über den Waren gezogen werden konnten. Unter den Grinköpfen befanden sich ursprünglich also mit Holzplanken bedeckte Löcher, die in Kellerlager hinabführten.

111 Kölner Orte, die man gesehn haben muss - das Beste aus Band 1 und 2

Dieser Artikel ist ein Auszug aus dem Buch "111 Kölner Orte, die man gesehen haben muss - Band 2" von Bernd Imgrund und (Fotos). Dieses Buch jetzt bestellen. Hier geht es zum Writer's Blog von Bernd Imgrund.

 

 

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