Kiosk ist Kult. Das gilt vor allem für das ehemalige Büdchen von Heinrich Reintges, der seines in den 50ern noch mit eigenen Händen zimmerte. Zwar wurde sein beliebter Verkaufsstand 1997 abgerissen und gegen Bürogebäude eingetauscht, die Erinnerung aber bleibt. Ein in den Boden eingelassenes Scherben-Mosaik gedenkt dem damaligen Holzverschlag.
Büdchen, Kiosk, Trinkhalle – wie auch immer man sie nennt, diese kleinen, vollgestopften Geschäftsräume, sie sind aus dem Kölner Stadtbild nicht wegzudenken. Längst haben sie ihren großen Vorteil gegenüber Supermärkten, die langen Öffnungszeiten nämlich, verloren. Aber das kölsche Büdchen fungiert nicht zuletzt als sozialer Raum. Hier kennt man den Besitzer noch mit Namen, und wer morgens beim Zeitungskauf schon die Zähne auseinander bekommt, findet Gelegenheit zu einem frühen Schwätzchen.
Einer der berühmtesten und langlebigsten Kioske stand an der Ecke Kaiser-Wilhelm-Ring und Hermann-Becker-Straße. Der Inhaber, Heinrich Reintges, hatte ihn 1950 eigenhändig gebaut. Über vierzig Jahre lang verkaufte er dort Zeitungen, Getränke und Süßwaren, bevor sein kultiges Ladenlokal in den 1990ern einer Umbaumaßnahme weichen musste. 1997 wurde der inzwischen leerstehende und heruntergekommene Holzverschlag schließlich abgerissen.

Dieser Artikel ist ein Auszug aus dem Buch "111 Kölner Orte, die man gesehen haben muss" von Bernd Imgrund und Britta Schmitz (Fotos).
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Grüne Scherben erinnern an Anstrich
Für den Erhalt dieser Nachkriegs-Institution hatte sich unter anderem der Künstler Martin Mlecko eingesetzt. Das Scheitern vor Augen, sah er sich mithilfe einiger Architekturfreunde nach einem geneigten Sponsor um. Das Projekt nahm Formen an, und es entstand – wohl weltweit einzigartig – ein Büdchen-Denkmal. Um der Stadtverwaltung nicht in die Quere zu kommen, entschied sich Mlecko für ein lediglich zweidimensionales Objekt in Form eines Bodenmosaiks. Die Scherben aus venezianischem Glas imitieren den dunkelgrünen Anstrich der einstigen Bretterbude und begrenzen exakt ihre Grundfläche.
Heutzutage fließt hier der endlose Verkehr der Kölner Ringe, und über die Hermann-Becker-Straße bahnen sich die Menschenmassen ihren Weg zum Mediapark. Die ins Pflaster eingelassenen Scherben bemerken sicherlich die wenigsten, zumal die Inschrift am Rande des Mosaiks recht klein ausgefallen ist.
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Dieser Artikel ist ein Auszug aus dem Buch "111 Kölner Orte, die man gesehen haben muss - Band 2" von Bernd Imgrund und Britta Schmitz (Fotos). Dieses Buch jetzt bestellen. Hier geht es zum Writer's Blog von Bernd Imgrund.