Von Jürgen Schön


Ein symbolisches Bühnenbild (Christina Mrosek) aus hintereinander hängenden Vorhängen, die der Reihe nach weggezogen werden, begleitet die Entdeckungen der Brüder. Unterbrochen wird ihre vergebliche Suche, den Vater und den Tod zu verstehen, durch das Verlesen von kryptischen Gedichten, die der Vater geschrieben hat: Kommentare zum vorangegangenen oder folgenden Geschehen.
Existenzialistische Gedanken über den Tod vermischen sich in dem Stück mit der wieder im Trend liegenden Selbst-Infragestellung des Schauspielers, hier allerdings ohne den oft üblichen penetranten Aufklärungsimpetus, stattdessen spielerisch leicht und komödiantisch.
Zwischen Pathos und Trash
Die Kölner Inszenierung lebt nicht zuletzt von der hervorragenden, höchst disziplinierten Leistung der beiden Schauspieler. Regisseur Torge Kübler überrascht immer wieder mit plötzlichen Um- und Ausbrüchen und sorgt für eine atmosphärische Dichte zwischen Komik und Tiefsinn, Zynismus und Gefühl, Pathos und Trash, zwischen den Theaterformen hin- und her springend, garniert mit Pantomime, Sprachwitz und dem Spiel mit dem Publikum: In all seinen Gegensätzen ein Stück aus einem Guss.
Ein bisschen erinnert das Duo Robert Oschatz und Jean Paul Baeck als Brüderpaar Eirik und Berg an Oliver Hardy und Stan Laurel (wenn auch körperlich umgekehrt und nicht dick). Da ist der lange Eirik im eleganten Jackett: kalt, vernünftig, planend, arrogant, besserwisserisch, seinen Bruder dirigierend, zu Gewaltausbrüchen neigend, nur einmal „weiche“ Emotionen zeigend, als er von seiner Angst spricht, schwächlich zu sein.
Berg ist sein Gegenpart: von gedrungener Figur, im lockeren Freizeitdress, naiv und verschmitzt, aber die richtigen Frage stellend, sentimental, ängstlich, schnell nachgebend, wenig selbstbewusst. Beide Rollen werden stimmig ausgefüllt, erlauben sich Drastik und leichte Brüche. Und im Hintergrund werden traumatische Familienerinnerungen angedeutet und die problematisch-verklemmte Brüder-Beziehung. Wenn am Ende alles zerfällt, bleibt nur eins: Weitertanzen im Walzertakt
Mit berechtigtem Stolz weist das Kellertheater darauf, dass erstmals in Köln ein Stück des mehrfach ausgezeichneten Nis-Momme Stockmann inszeniert wird – immerhin von der Fachzeitschrift „Theater heute“ zum deutschen Nachwuchsdramatiker des Jahres 2010 gekürt.
„Die Ängstlichen und die Brutalen“ – weitere Termine: 13. und 14., 3, 21. und 22.3., 29.3., jeweils 20 Uhr, Theater der Keller, Kleingedankstr. 6, 50677 Köln, Karten: Tel. 02 21 / 31 80 59 (Mo-Fr 10-17 Uhr)