Regenschirme auf der Bühne - nicht als Showelement sondern um dem Niederschlag zu trotzen: Queen + Adam Lambert rockten im Kölner Stadion das fiese Wetter weg.
Am letzten Maiwochenende ist in den Großstädten des Rheinlands offensichtlich Schaulaufen der ganz großen Namen und Künstler im Musikbusiness: In der NRW-Landeshauptstadt Düsseldorf gibt sich Paul McCartney die Ehre, in der Domstadt Köln treten die Rockikonen Queen auf. Und für beide müssen die Stadien der Städte herhalten: Sir Paul lockt zigtausende Fans am Samstag in die Esprit-Arena, Queen machen das Gleiche einen Tag zuvor im Rheinenergie-Stadion.
Die britischen Rocker haben sich für ihren Auftritt die Dienste von Adam Lambert als Sänger gesichert. Und der US-Sänger, Musicaldarsteller sowie Zweitplatzierte der Show American Idol (die US-Version von Deutschland sucht den Superstar) macht seine Sache als "Ersatz" für den 1991 verstorbenen Freddie Mercury ausgesprochen gut. Stimmlich ist Lambert ganz weit vorne, auch das Showmäßige bekommt der exaltierte Frontmann kaum weniger extravagant, kitschig und leicht pfauenhaft hin als ehedem der legendäre Mercury.
Bildergalerie: Queen + Adam Lambert 2016 im Kölner Stadion
Keine Experimente
Von weit her sind viele der 25.000 Zuschauer ins Kölner Stadion gepilgert; wer dem einzigen Deutschlandkonzert von Queen + Adam Lambert auf deren "Festival-Tour 2016" bewohnen will, muss halt schon mal weite Wege in Kauf nehmen. Bekommt dafür allerdings die große Hitmaschinerie Queens geliefert: "We will rock you", "Bohemian Rhapsody", "Another One bites the Dust" oder "I want to break free" - Brian May und Roger Taylor als die Hälfte der Originalmitglieder Queens sowie Lambert und weitere Musikerkollegen lassen sich da auf keine Experimente ein.
Wer das Konzert Queens ein gutes Jahr zuvor in der Kölner Arena verfolgte, wird nun ganz, ganz viele der Lieder wiedererkennen. Nur Weniges neues hat sich zur hieb- und stichfesten Setlist hinzugesellt: "Don't stop me now" oder "Hammer to Fall" müssen sich dabei keineswegs hinter den ach so oft gespielten Superhits verstecken. Was die Songauswahl betrifft, da könnten May & Co. ruhig mal etwas mehr Phantasie und Mut beweisen, denn das Songrepertoire der Band gibt wirklich reichlich tolles Material her. Ein bisschen halten die Briten es so wie die Australier: Die Konzerte AC/DCs sind halt auch wie ein Wunschkonzert der Fans, man bekommt das was man hören will und was man liebt in einwandfreier Livequalität.
Rocken unterm Regenschirm
Ganz klar weniger Wunsch - weder von Fan- noch von Bandseite her - ist das fiese Wetter während des zweistündigen Auftrittes. Es regnet ohne Unterlass, hin und wieder zucken Blitze am Himmel.Die Musiker fluchen zwar ebenso wie die Fans über dies, machen aber mit Hilfe von Regenschirmen das Beste draus - Lambert sticht mit seinem knallroten Paraplü deutlich hervor, tänzelt ein bisschen wie Fred Astaire während er im Regen singt. Seine leicht anzügliche Gestik, die Lambert immer mal wieder hervorblitzen lässt, ist dagegen gar nicht gentlemanlike.
Die Fans finden's toll, trotz der Tatsache, dass die meisten von ihnen pudelnass sind. Und toll finden es auch jene in der ersten Reihe, die sich von Lambert während seines Ausfluges in den Bühnengraben abklatschen lassen. Ob die meisten allerdings auch Mays silbernen Glitzerumhang toll finden, in welchem er sich zu "Bohemian Rhapsody" über die Bühne dreht, ist fraglich. Aber dieser modische Fauxpas ist schnell vergessen, da die Szenen mit dem unvergessenen Freddie auf der Leinwand die Zuschauer zu Begeisterungsstürmen hinreißen. Mit Konfettiregen im echten Regen schließen die wohl beiden größten Queen-Titel "We will rock you" und "We are the Champions" den nassen und unterhaltsamen Auftritt ab. (Foto: Helmut Löwe)