

„Als wir durchs Fenster das gelbe Signallicht sahen, dachten wir zuerst, wir hätten falsch geparkt“, erzählt die Chefin der „Raderdoller Merheimer“. „Als dann Bernhard Conin von den „Freunden des kölschen Brauchtums“ herein kam und uns sagte, dass wir heute dabei sind, waren wir erst mal sprachlos“. Ganz ungetrübt ist die Freude dann aber nicht: Die Musikgruppe kann nicht mitmarschieren – unaufschiebbare berufliche Verpflichtungen. Da tröstet es auch nur ein bisschen, dass das Festkomitee mit Wurfmaterial aushob.
Für die „Raderdoller“ war es der erste Teilnahme-Preis. Beim „Stammdesch Kölsche Sonnekinder“ nahm man das schon etwas gelassener auf. Für ihre Verkleidung als Narren aus der Wundertüte wurden sie als beste Fußgruppe ausgezeichnet. „So ungefähr zum 16. Mal dürfen wir jetzt schon beim Rosenmontagszug mitgehen, erzählte Vizepräsident Peter Milz. Eher Gelassenheit auch beim Veedelsverein „Kölsche Adel“: schon 15 Mal konnte man die Jury mit dem phantasievollsten Wagen überzeugen.
Auf Dutzenden Persiflagewagen wurde auf nette kölsche Art und nicht sonderlich aktuell das politische Geschehen aufs Korn genommen. OB Jürgen Roters hoffte auf einen Roulett-Gewinn für die leere Stadtkasse. Ein Fettsack sah unter seinem Bauch die Verhungernden der Dritten Welt nicht. Das Müllemer Bötche setzte die schweren Laster über den Rhein und ersetzte so die maroden Rheinbrücken. Nicht unumstritten eine nackte Sau mit dem Gesicht von Bundeskanzlerin Merkel, an deren Zitzen die verschuldeten EU-Staaten saugen.


Rätselnd ließ der Wagen über russisches Rechtsgebaren einen Zuschauer aus Prag zurück. Darauf kniete ein flehender Gerard Depardieu vor Russlands Präsident Putin. Dahinter ein Gefängnis mit den Mädchenband „Pussy Riot“. „Free Pussy Riot (Freiheit für Pussy Riot)“ stand auf dem Wagen. „Ich wusste nicht, dass der Franzose um Gnade für die Regimekritikerinnen gebeten hat“, meinte der Tscheche. Da haben die Wagenbauer wohl irgendwo den russischen Pass vergessen, den der Steuerflüchtling haben wollte. (js)