Anhänger der islamischen Strömung des Salafismus wollen am Samstag in rund 30 deutschen Städten Propagandaaktionen durchführen. Dabei sollen auch in Köln kostenlos Korane auf der Straße verteilt werden. Organisiert wird der religiöse Werbefeldzug von dem Kölner Ibrahim Abou-Nagie, der als einer der radikalsten Salafisten Deutschlands gilt.
Die radikale Salafisten-Gruppe "Die wahre Religion" verteilte in den letzten Wochen bereits mehrfach kostenlose Exemplare des Korans an Kölner Passanten - zuletzt am Karsamstag auf der Zeppelinstraße am Neumarkt. Auch kommenden Samstag wollen sich die traditionell gekleideten Männer ihre heilige Schrift in Köln unter das Volk bringen.
Der nordrhein-westfälische Verfassungsschutz bestätigte, dass die Prediger, die das Projekt unterstützen, im Fokus der Sicherheitsbehörden stehen. "Es ist offenbar eine koordinierte salafistische Aktion", erklärte die Leiterin des Verfassungsschutzes, Mathilde Koller, am Donnerstag gegenüber der Nachrichtenagentur dapd.


Als einer der Haupt-Initiatoren der Aktion gilt der Kölner Ibrahim Abou-Nagi. In Internet-Ansprachen hat er wiederholt die Einführung der Scharia befürwortet. Sie beinhaltet das islamische Rechtssystem, das festgelegt, welche Strafen der Islam für Ehebrecher, Diebe oder vorehelichen Sexualverkehr vorsieht und welche gottesdienstliche Handlungen ein Moslem erledigen soll. In einem Video spricht er sogar davon, dass "Allah alle als Märtyrer sterben lassen solle."
Verfassungsschützer warnen, dass die Koran-Aktion die Vernetzung der salafistischen Szene fördere. Die Ideologie sei vor allem wegen ihrer wortgetreuen Auslegung des Korans gefährlich. Viele ihrer Anhänger sähen den Salafismus allerdings nur als Richtschnur für ihre private Lebensführung. "Die Minderheit der dschihadistischen Salafisten befürwortet aber auch Gewalt", sagte Hessens Verfassungsschützerin Rieband. In Extremfällen würden sich junge Leute sogar zu Terroristen radikalisieren. (dapd/UK/VN)