Mächtig viel Stunk vor dem Topmodel-Finale am Donnerstag in der Lanxess-Arena: Noch bevor Heidis Topmodels über den Laufsteg stöckeln, will die Aktion "Pinkstinks" vor dem Dom gegen das Frauenbild der Sendung protestieren. Model-Mama Klum reagierte leicht angefressen.
Spieglein, Spieglein an der Wand - wer ist die Schönste im ganzen Land? Am Donnerstagabend (20:15) überträgt Pro7 live das Finale der inzwischen neunten Topmodel-Staffel aus der Lanxess-Arena. Doch schon im Vorfeld schlugen die Wellen hoch:
Die ehemals magersüchtige Autorin Laura Pape ("Lebenshungrig" 9,95 Euro) forderte die Verantwortlichen von Show und Sender in einer bundesweiten Unterschriftenaktion dazu auf, über die Gefahren von Essstörungen aufzuklären. Auch das Aktionsbündnis "Pinkstinks" geht zu der Castingshow auf Distanz und will mit einer großen Demo vor dem Kölner Dom am Donnerstag gegen das durch das Format vermittelte Frauenbild sturmlaufen.
Klum wehrt sich gegen Magersucht-Vorwürfe
Und was sagt die Klum dazu? Getreu dem Motto: Angriff ist die beste Verteidigung, ging die Model-Mutti (40) auf der Pressekonferenz am Dienstag im Kölner "Sky"-Turm auf Konfrontationskurs. Im Beisein ihres Vaters Günther stichelte sie in Richtung der 20-jährigen Laura Pape: "Ist die Frau, die auf meine Kosten ihr Buch vermarkten will, unter uns?"
Gleichzeitig bügelte sie Vorwürfe ab, das Sendungsformat fördere Magersucht: Niemals - so Klum - würde sie einem Mädchen sagen, es sei zu dick. Und hielt sogar dagegen: "Chips, Fritten. Das hältst du im Kopf nicht aus, was die Mädels manchmal in sich reinstopfen."
Kritiker empört über eng gefasstes Frauenbild der Sendung
Tatsächlich werden die Kandidatinnen der aktuellen GNTM-Staffel immmer häufiger beim Naschen oder gemeinsamen Essen im Bild gezeigt. Für Pinkstinks-Sprecherin Stevie Schmiedel reine Augenwischerei: "Ganz Deutschland lacht darüber, wenn es heißt, Heidi ziehe sich jeden Tag Döner rein, wie in der Sendung gezeigt." Hier handele es sich ganz klar um PR-Gegenmaßnahmen, um das Gesicht zu wahren.
Inzwischen - so Schmiedel - hechelten Generationen an Mädchen in Deutschland dem durch GNTM propagierten Frauenbild hinterher. Essstörungen, operative Schönheitskorrekturen und körperdysmorphe Störungen (verzerrte Wahrnehmung des eigenen Körpers) seien auf dem Vormarsch. Studien hätten gezeigt, dass das durchschnittliche Eintrittalter für Esstörungen in den letzten Jahren von 15 auf nur 10 Jahre gesunken sei. Schon im Kindergarten seien die Mädchen nun unzufrieden mit ihrer Figur. Zwar seien in Deutschland nur ca. 8 Prozent der Kinder übergewichtig, gleichzeit fühle sich aber jedes zweite Mädchen inzwischen zu dick.
Robert Koch-Institut: Alarmierende Zahlen zu Essstörungen unter Jugendlichen
So geht das quasi-amtliche Robert Koch-Institut davon aus, dass etwa ein Drittel der Mädchen zwischen 16 und 17 Jahren von Essstörungen betroffen sind. "Hier ist nicht nur die Sendung Germany's Next Topmodel verantwortlich", so Schmiedel, "hat aber definitiv einen Trend gesetzt."
Das Bild, das bei den Zuschauern ankomme, vermittele: Nur wer allzeit sexy ist im Sinne von Heidi und Wolfgang, der kann auch erfolgreich und glücklich im Leben sein. Der Zwang, ständig auf Basis der eigenen Attraktivität beurteilt zu werden, werde als neuer Normalzustand gesetzt - und führe so zu permanentem Psycho-Druck. (Foto: imago/APress)