Über 6.000 junge und alte Jecke in phantasievollen Kostümen, 50 Schulen und 50 Vereine und Stammtischen, dazu 60 Kapellen: Pünktlich um 11.11 Uhr setzten sich am Karnevalssonntag die Schull- und Veedelszöch am Chlodwigplatz in Bewegung. Petrus spendierte dem närrischen Umzug und rund 300.000 Zuschauern auf dem knapp sieben Kilometer langen Weg strahlende Sonne.
Apps im Unterricht, schlechte Bausubstanz, Auswürfeln der Zeugnisnoten waren weitere Bildungsthemen, die die Schulen aufs Korn nahmen. Auf Heinzelmännchen hofft man an der Katholischen Grundschule Merheim: Hier soll der Putzdienst einmal mehr als nur sieben Minuten zum Putzen eines Kalssenraums haben.
Bildergalerie Schull- und Veedelszöch 2015
Mit einer kleinen Träne im Kopfloch war der Rektor der Grundschule Irisweg Martin Verfürth dabei: Der 23. Schullzoch war sein letzter . Als Zirkusdirektor durfte er noch einmal Regie führen. Abschied feierte auch die Europaschule von ihrer langjährigen Rektorin Dagmar Nägele. Ihr zu Ehren hatten sich alle als „Goldstücke“ verkleidet.
Gleich drei Jubiläen feiert das Heinrich-Mann-Gymnasium: Vor 40 Jahren wurde es gegründet, seit 30 Jahren besteht dort die Karnevals-AG, seit 11 Jahren beteiligt sich die Schule am KVB-Projekt „Busbegleitung“. Kein Wunder, dass man hier auf der „Jubiläumswelle“ segelt.
"Et hätt noch immer jot jejange" und "wir sind alle kölsch"
Der Veedelszoch wurde angeführt von den „Löstigen Reechterinnen“. Ihre Seilbahngondeln unter dem Motto „Et hätt noch immer jot jejange“ wollte die Juristinnen aber ausdrücklich nicht als Kommentar zur Seilbahn-Panne vom vorigen Oktober verstanden wissen. Für den Erhalt der deutschen und kölschen Sprache setzten sich gleich zwei Veedelsvereine ein. Dabei durfte der Kalledresser kräftig auf denglische Wörter wie Underwear, gecancelt, stylish oder Backshop scheißen.
Auf Puppenwagen im Kampf um den schönsten Wagen und damit verbunden die Teilnahme am Rosenmontagszug setzen unter anderem die „Kölsche Fründe“. Sie luden – „wir sind alle kölsch“ – Polizei, KVB und AWB auf. Die „Löstije Eierköpp“ erkundeten figurenreich die Spuren der Römer, und die „Raderthaler Pänz“ feierten das Multikulti der Kölner Veedel. Phantasievoll die Sonneblumenkostüme der „Schwabenthaler“ oder der „Vringsveedeler Pänz“, die sich große Kränze mit kölschen „Viren und Bakterien“ umgebunden hatten.
Der Stammtisch „Nie gehässig“ gab sich „Social nett“ und verstrickte sich in kommunikativen Spinnennetzen Den Schlusspunkt bildete der „Birlikte“-Wagen der „IG Keupstraße“: Noch in der Nacht zum Samstag hatten ihn die Bühnenbildner des Schauspiels und Handwerker aus der Keupstraße mit einem Palisadenzaun aus Bleistiften zur Verteidigung der Meinungs- und Narrenfreiheit geschmückt. Als „Kamelle“ waren ganz frisch drei Paletten gut verpacktes Baklava aus der Türkei eingeflogen worden. Ganz oben auf dem Wagen unter anderem Schauspiel-Intendant Stefan Bachmann im Gorilla-Kostüm. In der Fußgängergruppe Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes: „Als Funkenmariechen muss ich nah am Volk sein.“