Da war ein Duo richtig im Angriffsmodus: Beim Kult-Talk „Loss mer schwade“ sprachen die Karnevals-Urgesteine Jupp Menth und King Size Dick bei Moderator JB Weber „Em Hähnche“ über viele Themen. Dabei sparten sie nicht mit Kritik gegenüber dem Festkomitee, neuen Kölner Bands und dem aktuellen Sitzungskarneval.
Zusammen stehen beide seit 95 Jahren auf den Bühnen Kölns. Heinz Gnass, alias King Size Dick, feiert in diesem Jahr sein 60-jähriges Jubiläum, Menth ist als „Ne kölsche Schutzmann“ schon seit 35 Jahren als Büttenredner dabei. Sie begeistern seit vielen Jahren die Generationen mit ihren frechen Texten in der kölschen Sprache. Jedoch befürchten die zwei Karnevalisten, dass Kölsch bald in den Köpfen der Menschen ausgestorben ist.
„Ich kann nichts anderes als Kölsch. Ich bin ein Straßenkind und da gab es frühes keine andere Sproch“, erinnert sich Menth an seine Kindheit. „Das ist keine Gossensprache, obwohl das mittlerweile einige Leute glauben. Wir müssen die Menschen in den Sälen wieder dazu bringen, Kölsch zu sprechen. Denn das ist die Heimatsprache unsere geliebten Stadt und diese droht Auszusterben.“
King Size Dick kritisiert Kölner Bands
Ähnlich sieht es King Size Dick. Auch der Musiker nimmt kein Blatt vor den Mund. „Wir sind hier keine kleinen Menschen, sondern wir sind Kölsche. Ich bin eine kölsche Jung, Ende, aus!“ Der Urvater des Kölschrock glaubt einen Grund des Verfalls der Sprache gefunden zu haben. „Es kommen immer mehr Immis in unsere Stadt. Sie sollen hier Wohnen und Leben dürfen, sie sollen uns aber nicht vorschreiben wie wir zu sprechen und wir unseren Fasteleer zu feiern haben. Die Immis wollen die kölsche Sprache kaputt machen, aber da mache ich nicht mit.“
Aber nicht nur die nach Köln gezogenen Leute ärgern King Size Dick, sondern auch Musiker, die mit dem Karneval ihr Geld verdienen, aber Kölsch nicht sprechen können. Ihnen fehle seiner Ansicht nach das Gefühl für Köln. „Die Lieder von Willi Ostermann waren Geschichten mit Tiefgang. Heute ist das nicht mehr so. Die Bands im Karneval schreiben heute Texte mit „Trallala und leck mich am Arsch“ und es wird ein Hit. Leider!“
King Size Dick: „Kölsche Sproch stirbt aus“
Der 80-Jährige, der 2000 die Ostermann-Medaille verliehen bekommen hat, kritisiert: „Weil sie aber selbst kein Kölsch mehr sprechen können, lernen sie die Aussprache einfach auswendig. Das hört sich aber nicht gut an, es fehlt dabei einfach an Herz und Seele. Sie haben zwar drei Hits geschrieben, aber Kölsch können sie nicht.“
Aber auch das Festkomitee des Kölner Karneval kam bei „Loss mer schwade“ nicht ungeschoren davon. „Die Proklamation des Prinzen ist dringend renovierungsbedürftig“, findet Menth. Der Büttenredner führt aus: „Bei der Proklamation sitzen in der ersten Reihe nur Leute, die auf Freibier warten und sich nicht auf den neuen Prinzen freuen. Der Karneval lebt aber von Freude und Emotionen. Das fehlt leider mittlerweile. Besonders bei den großen Sitzungen.“
Seine Erklärung: „Angeblich wollen die Leute in den großen Sälen wie dem Gürzenich oder Satori kein Kölsch mehr hören. Deshalb wird es immer weniger zu hören sein.“ Deshalb meidet Menth mittlerweile Auftritte auf den großen Bühnen und redet lieber in einem kleiner Rahmen. Über 1.000 Menschen in einem Saal sind ihm jetzt zu viel.
„Für die großen Säle fehlen mir mittlerweile die Nerven. Wir Redner sind sensible Menschen, sonst könnten wir das nicht machen. Wenn ich auf der Bühne merke, dass ich beim Publikum nicht ankomme, weil mich keiner mehr versteht, dann geht mir das schon nah“, gibt der 76-Jährige zu. „Ich habe lieber Auftritte in einer urigen kölschen Kneipe als im Gürzenich.“
Wie lange sie im Kölner Karneval noch auftreten wollen, entscheiden sie von Jahr zu Jahr. Menth: „Ich bin vogelfrei und kann machen, was ich will. Ich möchte nicht, dass die Leute irgendwann sagen: "'Nehmt endlich den alten Mann von der Bühne.'“ Bis dahin ist zum Glück noch viel Zeit und Menth und King Size Dick werden die kölsche Sproch weiter in ihrer Heimatstadt verbreiten!
LMS-Talk mit Marita Köllner und dem Dreigestirn
Der letzte Talk ist vor dem nächsten Talk. Bereits am Montag, den 13. März geht es bei „Loss mer schwade“ weiter. Um 20 Uhr erwartet dann Moderatorin Marita Köllner besondere Prominenz. Das Dreigestirn wird „Bei d`r Tant“ über die letzten Monate und ihre aufregende Session erzählen. Live dabei sein können Sie leider nicht mehr, die Lokalität ist bereits ausgebucht. Jedoch haben wir natürlich wieder einen Livestream auf der Facebook-Seite von „Loss mer schwade“. (red, Eduard Bopp)