Sie sind entschleunigter Lebensmittelpunkt vieler Veedel: Kölns Büdchen. Bei Kaffee, Lotto und Marlboro ist hier die Welt noch in Ordnung. Doch diese Idylle trübt sich ein: Immer mehr Kioske verschwinden aus dem Stadtbild. Ein Fotoprojekt setzt den bedrohten Büdchen jetzt ein Denkmal.
Stefan Matthiessen ist überzeugter Lokalpatriot. Entsprechend schockiert war er, als eines Tages sein Lieblingsbüdchen im Agnesviertel dicht machen musste. "Im Gespräch mit dem Besitzer erfuhr ich, dass dies in Köln längst kein Einzelfall mehr ist", erzählte Matthiessen gegenüber koeln.de. Die traurige Diagnose: Durch neue Zugangsquellen wie Supermärkte und Convenience Stores werden die Kölschen Büdchen zunehmend verdrängt.
So wuchs in ihm die Idee, Kölns Kiosken ein Denkmal zu setzen, bevor sie völlig aus dem Stadtbild verschwinden. Momentaufnahmen einer kölschen Institution ohne Fingerzeig auf den bösen Kapitalismus. "Ich möchte niemanden an den Pranger stellen", stellte Matthiessen klar. "Diese Entwicklung lässt sich nicht aufhalten, kommt letztlich uns allen zugute."
Auch, wenn es die Fotos nicht auf den ersten Blick erkennen lassen: Matthiessen ist Foto-Laie, knipst mit einer Canon D600 und fester Brennweite (50mm, 1.4). "Am Büdche" ist für ihn ein ehrgeiziges Hobby-Projekt, an dessen Ende - so hofft er - vielleicht ein Fotoband stehen könnte.
Bis es so weit ist, will er in kommenden Motiven noch mehr die Menschen, die Geschichten vor und hinter dem Tresen, in den Fokus rücken. Das ganze in seinem bewährten, grobkörnigen Schwarz-Weiß-Stil, den er mit "Aperture" hinzufügt. "Ich mag es, wenn die Fotos vom Stil her nicht rein, nicht perfekt sind", schwärmt er. "Das macht für mich das Vergänglich-Nostalgische aus." (Fotos: Stefan Matthiessen)
Mehr Informationen zu Am Büdche: ambuedche.de