Frisch gebackene Väter begießen hier gerne den Nachwuchs, zum Kölsch gibt es dann ein Stück Fleisch von den Godfathers of Kotelett: Wenn das zusammenkommt, dann sitzt man in der Gaststätte Wirtz.
In seinem Song »Nix wie bessher« erinnerte sich Wolfgang Niedecken an die alten Zeiten in der Kölner Südstadt: »En Bäckerei, en Weetschaff, Pandhuus un Milchjeschäff, die Musikbox vum Wirtz woor ein Woch lang Stadtjespräch, weil do en unerhörte Plaat nur noch leef der janzen Daach: ›Love me tender‹, wat en Sprooch!!«
Die Musikbox gelangte, so vermutet der heutige Wirt Alexander Haag, nur dank künstlerischer Fantasie ins Wirtz. Auch heutzutage läuft hier keine Musik. Stattdessen rühmen die Stammgäste die gute rheinische Küche und da vor allem die riesigen Koteletts. Man beachte in diesem Zusammenhang das Pappschild an der Küchendurchreiche: »So werden Koteletts gemacht«, das von einem alten Stammgast und Schildermaler stammt. Das 1882 erbaute Gebäude wurde sieben Jahre später um ein Weinhaus im Parterre ergänzt.

Dieser Artikel ist ein Auszug aus dem Buch "111 Kölner Kneipen, die man kennen muss" von Bernd Imgrund und Thilo Schmülgen (Fotos).
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Bombenkrieg fast schadlos überstanden
Seine archaische Atmosphäre verdankt sich nicht zuletzt der Tatsache, dass es den Bombenkrieg der Alliierten beinahe schadlos überstand. Seit Mitte der 1960er, als man die alte Blümchentapete entfernte, hat sich hier nichts außer den Wirtsleuten geändert: Bis 1977 wurde das Bier von der namensgebenden Familie Wirtz gezapft, bevor dann die Eltern des heutigen Chefs Alexander Haag übernahmen.
Eine besondere Rolle im Leben vieler Kölner spielt die Wirtschaft durch ihre Nähe zum Severinsklösterchen. Weil das unter anderem eine der beliebtesten Geburtsstationen der Domstadt unterhält, tranken hier schon viele Generationen erleichterter Väter ihr erstes Kölsch auf den frischgeborenen Nachwuchs.
Die Musikbox mit den Elvis-Scheiben ist längst Geschichte, und mit den verschwundenen Phänomenen des Severinsviertels endet auch das eingangs zitierte BAP-Lied: »Dä Schuster litt om Südfriedhoff, sing Pooz ess jetz ne Copyshop, nur em Wirtz sing Kneip, die jitt et noch.« – Und das stimmt nun definitiv! (Foto: imago/Eduard Bopp)
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Die Serie auf koeln.de: 111 Kölner Kneipen, die man kennen muss
Dieser Artikel ist ein Auszug aus dem Buch "111 Kölner Kneipen, die man kennen muss" von Bernd Imgrund (Text) und Thilo Schmülgen (Fotos), erschienen im Verlag Emons. Dieses Buch jetzt kaufen