Wenn von "46,58 Quadratmetern Gemütlichkeit" die Rede ist, dann ist vielen Kneipengängern klar: es handelt sich um das Rondellchen. Das Kultlokal in Bickendorf ist nicht nur rund, im Rondellchen geht es auch oft rund.
Das Rondellchen trägt seinen Namen nicht umsonst, schließlich ist es kreisrund. Es entstand 1929 im Rahmen der Kölner Gartensiedlung, mit der luftiger, billiger und zugleich stadtnaher Wohnraum für die einfachen Leute geschaffen wurde. Noch rund zehn Jahre älter ist die Einfamilienhäuser-Zeile der GAG entlang der Ostseite des Akazienweges.
Vor dem Rondellchen hatte hier ein hölzerner Kiosk gestanden. »M’r jonn in et Büdche«, sagt manch angestammter Bickendorfer noch heute, wenn er die längst steinerne Gaststätte ansteuert. Fotos aus der Gründungsphase zeigen jedoch, dass das Lokal in den 1930ern zunächst als Café eingerichtet war – samt Lochstickerei- Gardinchen vor den Fenstern. Wer damals ein Bier trinken wollte, ging übers seinerzeit noch unbebaute Feld zum »Sasse« an der Venloer Straße.
Unter neuer Führung aufgedreht

Dieser Artikel ist ein Auszug aus dem Buch "111 Kölner Kneipen, die man kennen muss" von Bernd Imgrund und Thilo Schmülgen (Fotos).
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Bis in die 1980er Jahre hinein rekrutierte sich die Klientel nicht zuletzt aus KVB-Gästen und ‑Angestellten. Denn am Rondellchen befand sich die Endhaltestelle der Linie 4, die hier in eine Schleife zum Rückweg mündete. Eben jenes Jahrzehnt bildete auch die Glanzzeit des vielleicht charismatischsten aller Rondellchen-Wirte.
Schon Hans Reichels Vater Kurt, ein ehemaliger Polizist, hatte hier hinter den Zapfhähnen gestanden, bevor er sie 1973 seinem Sohn überließ. »Uns Hänsje«, wie dieser allseits genannt wurde, galt als kölsches Original und Tausendsassa in jeder Hinsicht. Mithilfe seiner Frau Marianne, einem Tanzmariechen der Blauen Funken, rotierte das Rondellchen auf Hochtouren. Als Hans Reichel 1993 schwerkrank starb, widmete ihm die Kölner Presse ausführliche Nachrufe.
Nachdem es in den 2000ern merklich ruhiger geworden war, drehte das Rondellchen ab 2009 unter neuer Führung wieder auf. Hier ist man gesellig, hier sitzen alle im Kreis. Und das auf gerade einmal 45,68 Quadratmetern. (Foto: Bilderbuch Köln / www.bilderbuch-koeln.de)
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Die Serie auf koeln.de: 111 Kölner Kneipen, die man kennen muss
Dieser Artikel ist ein Auszug aus dem Buch "111 Kölner Kneipen, die man kennen muss" von Bernd Imgrund (Text) und Thilo Schmülgen (Fotos), erschienen im Verlag Emons. Dieses Buch jetzt kaufen