Grummelige Köbesse, altertümliches Interieur und eine Speisekarte nach Standard: das ist es, was der Kölner an seinen Brauhäusern liebt. Und weil es im Haus Töller genauso ist, ist es beliebt.
Es war im Jahr 1859, als Peter Töller in der Weyerstraße eine Branntweinbrennerei eröffnete. Zusätzlich wurde hier auch noch Brot verkauft, eine charmante Mischung. Fünf Jahre später gelangte Töller in den Besitz des Nebenhauses und stellte sich damit in eine lange Traditionslinie. Denn das »Steynen Huys« – so genannt, weil es nicht aus einfachem Fachwerk bestand – wird bereits 1349 in einer Urkunde erwähnt und gilt als eines der ältesten überhaupt in der Stadt.
Zahlreiche Besitzer gaben sich hier über die Jahrhunderte die Klinke in die Hand, amtliche Unterlagen verzeichnen sowohl Patrizier als auch Bürger und Bauern. Schon seit 1412 sind in den städtischen Steuerlisten diverse Brauhäuser in der Gegend hinter dem ehemaligen Weyertor registriert. Unter französischer Herrschaft bekam das Haus auch eine Nummer: 6377.
Sauberkeit und nicht rauchen

Dieser Artikel ist ein Auszug aus dem Buch "111 Kölner Kneipen, die man kennen muss" von Bernd Imgrund und Thilo Schmülgen (Fotos).
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Peter Töller meldete seine Brauerei 1871 an und erweiterte zugleich das Gebäude. Ihm folgte 1889 sein Sohn Theodor, auch der »reinliche Döres« genannt. Sein Sauberkeitsfimmel war legendär, immer soll er mit einem »Plaggen«, einem Wischtuch, über der Schulter aufgetreten sein. Weil ihm der Tabak stank, war das Haus Töller zudem die wohl erste Nichtraucherkneipe Kölns.
Mondäner ging es im Töller dann ab 1912 zu. Unter der Regie von Peter Esser wandelte sich das Gasthaus zu einem Prominentenlokal. Im Gästebuch verewigten sich seitdem Schauspieler wie Willy Birgel und Paul Hörbiger, Künstler wie Willi Ostermann und Anton Räderscheidt oder auch Sportler wie Tschik Cajkovski und Rudi Altig. Die Esser-Ära währte bis in die 1980er Jahre.
Seine archaische Atmosphäre verdankt dieses Brauhaus seiner Einrichtung, die seit 1871 fast unverändert ist. Wer einmal an einem der flach gescheuerten Tische Platz nahm, der weiß: Hier wird restauriert, nicht neu gekauft - eine Tradition, die sich möglicherweise dem Geist des reinlichen Döres verdankt. (Symbolfoto: Privatbrauerei Päffgen)
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Die Serie auf koeln.de: 111 Kölner Kneipen, die man kennen muss
Dieser Artikel ist ein Auszug aus dem Buch "111 Kölner Kneipen, die man kennen muss" von Bernd Imgrund (Text) und Thilo Schmülgen (Fotos), erschienen im Verlag Emons. Dieses Buch jetzt kaufen