Wie gut, dass dort keine Kohle abgebaut wurde. Kölsch kühlen war ja auch früher schon wichtiger. Nachdem er über 100 Jahre vor sich hindümpelte, trinkt man heute im Sünnerkeller unter Tage Kölsch aus der Brauerei obendrüber.
Das Sünner-Gelände in Kalk wird auch Zechenbrauerei genannt, und dies mit gutem Grund. Ursprünglich nämlich hatte dort Kohle abgebaut werden sollen, aber dazu kam es nie. Als sich der Deutzer Bierbrauer Christian Sünner hier einkaufte, wusste er die tiefen Gewölbe zu nutzen. Weil die Temperaturen dort auch im Hochsommer konstant niedrig waren, konnte man unterirdisch das Eis einlagern, das man winters im Bergischen Land aus den Seen und Flüssen geschlagen und nach Kalk transportiert hatte. Auf diese Art hielten sich die Bierfässer bis in den Spätsommer kühl genug, um verzehrt werden zu können.
Bald nach Christians Tod jedoch begann auch im Rechtsrheinischen eine neue Ära der Bierlagerung. Der Ingenieur Carl von Linde hatte – kurz gesagt – den Kühlschrank erfunden, und 1888 stiegen auch die Sünners auf diese neuartige und weitaus bequemere Technik um. Die alte Unter-Tage-Welt geriet daraufhin in Vergessenheit. Über hundert Jahre lang dümpelte sie in zehn Metern Tiefe vor sich hin, bevor man wieder auf sie aufmerksam wurde.

Dieser Artikel ist ein Auszug aus dem Buch "111 Kölner Kneipen, die man kennen muss" von Bernd Imgrund und Thilo Schmülgen (Fotos).
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Zuerst entstaubt, dann Kellerlokal
Oberirdisch war der Biergarten wiedereröffnet worden, und es dauerte nicht lang, da dachte man bei Sünner auch an eine überdachte Gastronomie auf dem Brauereigelände. Und das Naheliegende wurde Wirklichkeit: Man entstaubte die bis zu sieben Meter hohen Backsteingewölbe und schuf damit ein originelles, von historischer Patina veredeltes Kellerlokal. Am 23. April 2009, dem Tag des deutsches Bieres, feierte man hier die Auferstehung.
Dank vorsichtiger Sanierung blieben unter anderem die schweren Holztüren samt Beschlägen erhalten. Getafelt wird an langen Brauhaustischen oder umgenutzten Holzfässern, Bilder aus der Kalker und Firmengeschichte ergänzen das archaische Ambiente. Und dass das Kölsch hier auch wirklich frisch ist, braucht man niemandem ernsthaft zu erklären. Schließlich kommt es direkt von oben. (Foto: Thilo Schmülgen)
Die Serie auf koeln.de: 111 Kölner Kneipen, die man kennen muss
Dieser Artikel ist ein Auszug aus dem Buch "111 Kölner Kneipen, die man kennen muss" von Bernd Imgrund (Text) und Thilo Schmülgen (Fotos), erschienen im Verlag Emons. Dieses Buch jetzt kaufen. Hier geht es zum Writer's Blog von Bernd Imgrund.