Der Stadtteil Flittard ist, was Kneipen oder Gasthäuser betrifft, sehr überschaubar. Eine Ausnahme ist der Flittarder Hof, welcher das gastronomisches Zentrum darstellt - und ein Mekka für Kegler ist.
Michael Zimmer war Melkmeister auf dem Flittarder Paulinenhof, der dem Grafen Franz Egon von Fürstenberg-Stammheim gehörte. Dieser war zugleich Besitzer des Stammheimer Schlosses, das inzwischen genauso verschwunden ist wie der Hof. Den nämlich erwarb später die Bayer AG als chemische Versuchsfläche. 1908 kam jener Michael Zimmer in den Besitz des drei Jahre zuvor erbauten Flittarder Hofes, eines mächtigen Hauses an der Bahnhofsstraße, die später in Evergerstraße umbenannt wurde.
Bemerkenswert ist der kleinere der beiden Kneipensäle, der noch im Originalzustand von 1905 erhalten ist. Mit dem Anbau des großen Saals 1924 entwickelte sich der Flittarder Hof endgültig zum Zentrum aller dörflichen Festivitäten. Dort tagte der Fußball- und trainierte vor allem der Turnverein. Und bis in die 1950er Jahre hinein richtete man in »Zimmers Saal« sogar überregionale Turnwettkämpfe aus.

Dieser Artikel ist ein Auszug aus dem Buch "111 Kölner Kneipen, die man kennen muss" von Bernd Imgrund und Thilo Schmülgen (Fotos).
Dieses Buch jetzt kaufen.
Altertümliches trotz Renovierung
Michael und seine Frau Christine Zimmer hatten vier Söhne, von denen zwei im Krieg fielen. Einer entwickelte sich zum »Schwarzen Schaf« und übernahm eine Kneipe in Mülheim. Der vierte wiederum wurde Architekt, und im Jahr 1990 sollte sein Sohn den Flittarder Hof in dritter Generation übernehmen. Bevor es jedoch so weit war, stand hier zunächst für rund zwanzig Jahre Michaels einzige Tochter Klara (verheiratete Himmelreich) hinter dem Tresen. Ab 1971 war die Gaststätte dann verpachtet und verlangte 1990 nach einer umfassenden Renovierung.
Hans-Peter Zimmer, Sohn des Architekten, orientierte sich dabei glücklicherweise an alten Fotos des Flittarder Hofes, sodass man hier heute in ein beinahe museales Geviert eintritt. An die Theke in S-Form schließen sich drei aufgeräumte Tischreihen an, die unter hohen Altbaudecken stehen. Angenehm dunkel ist es hier, aber gerade noch hell genug, um die vielen alten Aufnahmen und Dokumente an den Wänden zu studieren. (Foto: Bilderbuch Köln / www.bilderbuch-koeln.de)
Die Serie auf koeln.de: 111 Kölner Kneipen, die man kennen muss
Dieser Artikel ist ein Auszug aus dem Buch "111 Kölner Kneipen, die man kennen muss" von Bernd Imgrund (Text) und Thilo Schmülgen (Fotos), erschienen im Verlag Emons. Dieses Buch jetzt kaufen. Hier geht es zum Writer's Blog von Bernd Imgrund.