Wenn's um Gastronomie geht, kann Köln mit zwei bekannten Tanten aufwarten. Die eine der beiden verbreitet seit über 150 Jahren kölsche Gastlichkeit: Bei d'r Tant heißt das beliebte Lokal im Herzen der Domstadt.
Die erste Kneipe ist hier für das Jahr 1864 nachgewiesen, der Besitzer hörte seinerzeit auf den passenden Namen Anton Gerhard Dollhausen. Das Haus selbst jedoch war deutlich älter. Hier hatten Menschen verschiedenster Gewerbe gelebt, unter anderem der Waagemeister des Kölner Flachskaufhauses Bertram Cüppers (Ende 18. Jahrhundert) und nach ihm mehrere Schweineschlachter. Auf den Schankwirt Dollhausen folgten binnen weniger Jahrzehnte zahlreiche Pächter, die sämtlich in finanzielle Schwierigkeiten gerieten.
Nicht anders erging es der Witwe des Karl Höver, die das Haus 1930 ihren langjährigen Kneipenpächtern Arnold und Maria Kremer verkaufte. Hatte das Lokal bis dahin nur »Cäcilienschenke« geheißen, so bekam es nun seinen bis heute gültigen Zusatz. Dem Vernehmen nach hatte Frau Kremer ein Herz für Kinder und versorgte sie mit Zuckerstangen, sodass sie irgendwann für alle nur noch »die Tant« war. Der von den Stammkunden geprägte Name setzte sich endgültig nach dem Krieg durch.
Kölsches Rezept: Himmel un Äd à la "Bei d'r Tant"

Dieser Artikel ist ein Auszug aus dem Buch "111 Kölner Kneipen, die man kennen muss" von Bernd Imgrund und Thilo Schmülgen (Fotos).
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Kein Stein blieb auf dem anderen
Von dem Haus an der Ecke zur Antonsgasse war kein Stein auf dem anderen geblieben. Nach dem Tod ihres Ehemannes 1945 baute Maria Kremer die Tant wieder auf, bevor in den 1960er Jahren Otto und Adele Kugler an der Reihe waren. Hatte sich die Theke damals noch ganz rechts vom Eingang befunden, so entstand im Rahmen einer großen Renovierung 1983 die noch heute vorhandene Hufeisenform. Unter der Ägide der Familie Hennes wurde auch die Decke zum »Oberstübchen « geschlossen – zuvor hatte man von der dortigen Balustrade direkt in den Thekenraum hinunterschauen können.
Obwohl die Wirtschaft eher irgendwo im Nirgendwo und zudem an der hässlichen Cäcilienschneise liegt, trifft man hier bereits mittags auf rege Gesellschaft. Zu dieser Tageszeit fällt im Idealfall die Sonne durch die bleigefassten Kneipenscheiben und bringt den grünen Kacheltresen zum Glänzen. Wohl dem, der dort sitzt. (Foto: Thilo Schmülgen)
Die Serie auf koeln.de: 111 Kölner Kneipen, die man kennen muss
Dieser Artikel ist ein Auszug aus dem Buch "111 Kölner Kneipen, die man kennen muss" von Bernd Imgrund (Text) und Thilo Schmülgen (Fotos), erschienen im Verlag Emons. Dieses Buch jetzt kaufen. Hier geht es zum Writer's Blog von Bernd Imgrund.