Weniger Autos im Stadtverkehr und dadurch weniger CO2-Ausstoß – das erhofft sich die Stadt von den Carsharing-Angeboten. Die wachsen in Köln langsam, aber stetig. Voraussetzung dafür ist – darin sind sich Stadt und Anbieter einig – ein funktionierender und dichter öffentlicher Nahverkehr (ÖPNV). Randbezirke und der ländliche Raum aber bleiben davon ausgeschlossen – egal ob von stationären Anbietern oder von „Freefloatern“.


Ältester „stationärer“ Anbieter in Köln ist Cambio, das als „Stattauto“ 1992 an den Start ging. Hier setzt man auf feste Standorte, an denen die Leihautos abgeholt und wieder abgestellt werden müssen. Derzeit gibt es 78 solcher Stationen in Köln, 450 Autos werden angeboten. Ausgebaut wird der Anteil der E-Wagen.
Die Zahl der Kunden wuchs gegenüber dem Vorjahr um 13 Prozent auf 16.500 (Vergleichsmonat Mai). Für dieses Jahr rechnet man mit insgesamt 13 Millionen gefahrenen Kilometern. Cambio ist auch in Hürth vertreten und kann sich eine Ausdehnung im Raum zwischen Köln und Bonn vorstellen. Jede dritte Cambio-Fahrt dauert weniger als drei Stunden, dabei wird im Schnitt eine Strecke von 19 Kilometern zurückgelegt. 63 Prozent der Fahrten dauern länger und erreichen durchschnittlich 93 Kilometer.
Free-Floater - Carsharing per App
Bei den „Free Floatern“ stehen die Wagen in der Regel auf öffentlichen Parkplätzen, den jeweils nächsten Standort erfährt der Kunde meist per App, abstellen kann er ihn überall innerhalb eines festgelegten Gebietes. Geeignet sind diese Angebote vor allem für Kurzstrecken und spontane Fahrten innerhalb einer Stadt.
Marktführer mit 68.000 Kunden im Rheinland ist nach eigenen Arbeiten „Drive now“, angeboten werden in Kooperation mit Sixt Modelle von BMW und Mini. Im Rheinland stehen zur Zeit 580 Wagen zur Verfügung (13 Prozent mehr als 2015), davon 320 in Köln. Ziel für dieses Jahr sind 620 Autos. Auch hier setzt man verstärkt auf Elektrofahrzeuge, weltweit machen sie 20 Prozent des Angebots aus (wobei – ganz neu – in Kopenhagen nur E-Wagen angeboten werden).
600 Fahrzeuge und 55.000 Kunden im Rheinland hat „Car2go“ – ebenfalls ein „Free Floater“ – im Rheinland stationiert, bis Ende 2016 sollen es 650 sein. Aktuelle stehen in Köln 350 Wagen bereit. Um den Kundenwünschen gerecht zu werden, wurde die Flotte, die bislang nur aus Smart bestand, um Mercedes der A- und B-Klasse erweitert, wozu auch E-Wagen gehören. Weil die Auslastung in den Außenbezirken zu gering war und so die Kosten für das Zurückholen ins Zentrum zu hoch wurden, hat man das ursprüngliche Geschäftsgebiet auf 123 Quadratkilometer ums Kölner Zentrum verkleinert.
Laut einer Kundenbefragung von „car2go“ haben 30 Prozent der Kunden keinen Wagen, 38 Prozent nutzen auch den ÖPNV, 6 Prozent haben ihren Wagen verkauft, nachdem sie Kunden geworden sind. 24 Prozent hätten sich erst gar kein Auto gekauft.
Eine Steigerung um über 50 Prozent – wenn auch auf niedrigem Niveau – meldet auch „Drivy“, bei dem über eine Internetplattform Privatautos verliehen werden können. Die Zahl der Teilnehmer stieg hier von 60 auf 100.
Mobilitätsstationen sollen Nachfrage verbessern
Die Stadt will die Nachfrage nach Carsharing durch „Mobilitätsstationen“ verstärken: Sie sollen viele verschiedene Verkehrsmittel anbieten und so den Wechsel von einem zum anderen erleichtern. Modellprojekte für den Mülheimer Bahnhof und den Charles-de-Gaulle-Platz hinter dem Deutzer Bahnhof sind in Arbeit. Öffentlicher Nahverkehr, Carsharing, Taxi und (Leih-)Fahrrad sollen hier verknüpft werden.
Außerdem verhandelt die Stadt mit einem Investor über ein Neubaugebiet in Ossendorf. Er soll Carsharing anbieten, man erhofft sich so, dass weniger der gesetzlich vorgeschriebenen Stellplätze nötig sind. Als „Erfolgsmodell“ hat sich die Zusammenarbeit der KVB mit Carsharing-Unternehmen erwiesen, so Unternehmenssprecher Matthias Pesch.