Die zehn Zentimeter dicke Disziplinarakte konnte früh aus den Trümmern geborgen werden. Sie wies zwar erhebliche Verformungen und Risse auf, aber nur relativ geringe Regenschäden. Zwei Monate lang arbeitete die Restauratorin Alexandra Haas an seiner Wiederherstellung. Glättete die Deckelpappen, schloss Risse, ergänzte Fehlstellen, leimte den Buchblock mit seinen 530 Blättern neu, ersetzte Pergament. "Es sind auch Fragmente verloren gegangen", berichtet sie. Das Geld für die Restaurierung kam von der Stiftung Stadtgedächtnis, die eigens für die Wiederherstellung der zerstörten Archivalien gegründet wurde.
Für Archivdirektorin Bettina Schmidt-Czaja ist die Akte deshalb besonders wertvoll, weil sie etwas über die Lebensverhältnisse während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) in Köln erzählt. Der Zeit, in der das Disziplinarverfahren gegen den Stiftsgeistlichen Jacobus Schoegen von St. Aposteln eingeleitet wurde. Neben mangelndem Respekt gegenüber seinen Mitgeistlichen warf man ihm vor allem einen nicht angemessenen Umgang mit Frauen, insbesondere seiner Dienstmagd vor.
Mit dem Zölibat aber nahm man es damals zu Beginn der Gegenreformation wieder recht genau. Schließlich wollte man den Lutheranern keine Argumente mehr liefern, sich über den Sittenverfall des katholischen Klerus zu ereifern. Was aber wurde aus dem angeklagten Geistlichen?
Zwar ist die Akte gefüllt mit Schriftwechseln, Verhören und Protokollen dick gefüllt – doch das Ende fehlt. Wurde Jacobus Schoegen entlassen, fand man eine „kölsche Lösung? Wir wissen es nicht. (js)