Fotoporträt der indischen Metropole Kolkata (Kalkutta)
Raghubir Singh: Kolkata
Der indische Fotograf Raghubir Singh (1942– 1999) kehrte immer wieder nach Kolkata (bis 2001 Kalkutta) zurück und erstellte über die Jahre ein komplexes und vielschichtiges Fotoporträt der Metropole.
Aufgewachsen in Jaipur, der Hauptstadt des indischen Bundesstaates Rajasthan, besuchte Singh Kolkata 1961 das erste Mal. In den frühen 1970er Jahren lebte er noch in Jaipur; danach verlegte er seinen Lebensmittelpunkt nach Hongkong und Paris; später lebte er in London und New York.
Vor allem in seinen Straßenansichten verdichtet Singh die vielfachen Eindrücke Kolkatas in farblich und kompositorisch beeindruckenden Fotografien. Die Farbigkeit ist für Singh kennzeichnend für Geografie und Kultur Indiens. In seinen Fotografien wird mit ihrer Hilfe die Aufmerksamkeit über das ganze Bild verteilt, sodass Vorder- und Hintergrund häufig wie auf einer Ebene erscheinen. Die unterschiedlichen historischen Zeitschichten sind auf diese Weise in der Fotografie gleichermaßen vergegenwärtigt. Singhs Fotografien sind die Hommage eines Kosmopoliten an eine kosmopolitische Stadt.
Im Fotoraum präsentiert das Museum Ludwig zwölf Fotografien aus der „Kalkutta“-Serie von Singh, die sich seit 2017 in seiner Sammlung befinden. In der Präsentation sind sie um fünf Fotografien von Henri Cartier-Bresson ergänzt, die dieser während seiner Indien-Reise 1947 aufnahm. Die Zitate aus der Einführung von R.P. Gupta zu Calcutta. The Home and the Street von 1988 sowie aus Singhs einführendem Text zu River of Colour: The India of Raghubir Singh von 1998 kommentieren seine Aufnahmen sowie diejenigen Cartier-Bressons und verdeutlichen seine fotografische Haltung.
Raghubir Singh begann in den 1960er Jahren als Fotojournalist für indische und internationale Publikationen zu arbeiten wie National Geographic, Life, Time und New York Times. Bereits als Schulkind entdeckte er Henri Cartier-Bressons Fotobuch Beautiful Jaipur. 1966 begegnete er Cartier-Bresson, der einen wichtigen Einfluss auf seine Arbeitsweise hatte, erstmals persönlich. Wie diesem ging es auch Singh darum, die Momenthaftigkeit des Augenblicks mit kompositorischer Strenge zu verbinden. Anders als sein Vorbild entschied er sich aber sehr früh für die Farbfotografie.
(Pressetext: Museum Ludwig)(zuletzt aktualisiert: 25. Juli 2022 - 15:44 Uhr)